Die Geschichte von Las Terrenas, heute eines der charmantesten Reiseziele der Halbinsel Samaná, ist geprägt von Wandel, Pioniergeist und kultureller Vielfalt. Inmitten tropischer Natur hat sich ein Ort entwickelt, der seine Vergangenheit nie verleugnet, sondern sie als Teil seiner besonderen Identität bewahrt.
Ursprünge: Isolation und Selbstversorgung
In den 1940er Jahren gab es in Las Terrenas ein paar Fischerhütten. Aus Palmenholz gebaut. Der Boden mit Lehm festgestampft und die Dächer mit Palmwedel, teilweise mit Zink gedeckt. Es existierten keine Straßen. Ein alter Weg, der als „Camino Real“ bekannt war, verband Las Terrenas mühsam mit El Limón und Sánchez. Transporte erfolgten auf Maultieren oder mit Ochsenkarren. Die Abgeschiedenheit sorgte dafür, dass die Dorfgemeinschaft eng verbunden war und ihre eigene Form von Unabhängigkeit pflegte – weit entfernt von den politischen Zentren des Landes.
Es gab keinen Strom und kein Telefon. Eine kleineländliche Grundschule und auch die Kirche waren einfache Holzhütten.
In Las Terrenas lebten etwa 40 Familien vom Fischfang und der Landwirtschaft. Kultiviert wurden Kokosnüsse, Kakao, Kaffee und in den Bergen wurden verschiedene Knollen und die Kochbanane angebaut. Rinder und Kühe liefen überall umher. Es gab noch keine eingezäumten Weideflächen.
Neben Fisch wurden viele Früchte gegessen. Um LasTerrenas wuchsen neben Kokosnüssen noch Limetten und Zitronen, Grapefruit, Bananen, Avocados und sogar Cashew.
In den Wäldern um Las Terrenas arbeiteten die Männer ab und an als Holzfäller. Rießige Bäume, mit sehr guten Holzeigenschaften, eigneten sich hervorragend für den Haus- und Schienenbau und der Herstellung von Streichhölzern.
Die meiste Zeit verbrachten die Menschen in LasTerrenas jedoch mit dem Spiel. Man veranstaltete Hahnenkämpfe, spielte Domino und Billiard.
In Hülle und Fülle gab es Fisch, Früchte und die Dinge, die die Menschen zum Überleben brauchten. Las Terrenas war ein Ort mit wenigen Einwohnern und fast jede Familie besaß ein Stück Land.
Man tauschte was man nicht hatte. Zum Beispiel wurden drei Kokosnüsse für einen Fisch oder eine Flasche Milch für drei Eier eingetauscht.
1946 änderte sich das ruhige Leben in Las Terrenas. Eine Gruppe Bauern aus San Juan de la Maguana zog es in den Ort. Die Bauern waren eine aktive Landwirtschaft gewohnt. Sie produzierten mit Überschuß, um diesen auf den Märkten zu verkaufen.
Nach und nach kauften sie Grundstücke und betrieben in größerem Stil Landwirtschaft und Fischfang.
Las Terrenas wächst, wird lebendiger und produktiver,aber erst im Jahre 1975 beginnt der eingewanderte Franzose John mit dem Bau eines kleinen Hotels: dem Tropic Banana. Las Terrenas, immer noch ohne Strom und Wasser, wird von weiteren Individualisten entdeckt.
John macht die schönen Strände von Las Terrenas weltweit bekannt
Heute gibt es in Las Terrenas Wasser und Strom. Eine private Stromgesellschaft liefert 24 Stunden Strom am Tag. Es wurde eine Infrastruktur geschaffen, die für die hiessigen Verhältnisse weit über dem Durchschnitt liegt. Anstatt pauschale All-Inklusive-Hotels, gibt es in und um Las Terrenas kleine bis mittlere Hotels jeder Preisklasse.
Die Fischer von damals sind heute Taxifahrer, Ladenbesitzer und teils gehen sie heute noch fischen.
Die Anfänge des Wandels: Strom, Straße, Fremde
Der eigentliche Wandel begann in den 1970er- und 1980er-Jahren, als erste Straßenverbindungen geschaffen wurden – zunächst nur einfache Pisten, später befestigte Wege. 1994 wurde schließlich die Asphaltstraße nach Sánchez fertiggestellt. Diese Verbindung zum Landesinneren war der Beginn einer neuen Ära.
Mit der besseren Erreichbarkeit kamen auch die ersten neugierigen Besucher – nicht in Form großer Hotelketten, sondern als einzelne europäische Aussteiger, Künstler und Individualisten. Besonders Franzosen ließen sich von der Schönheit des Ortes verzaubern und begannen, kleine Pensionen, Bistros und Gästehäuser zu eröffnen. Noch heute ist der französische Einfluss in Las Terrenas deutlich spürbar – in der Sprache, in der Küche und im Lebensgefühl.
Eine Anekdote, die unter Einheimischen gerne erzählt wird, handelt von einem französischen Auswanderer, der in den 1980er-Jahren mit einem Wohnmobil aus Frankreich bis nach Las Terrenas kam – per Schiff, Lastwagen und schließlich auf einem Ochsenkarren. Er blieb, eröffnete ein kleines Restaurant am Strand und wurde zu einer lokalen Legende.
Las Terrenas heute: Weltoffenheit mit Wurzeln
Heute zählt Las Terrenas zu den dynamischsten Orten der Halbinsel Samaná – mit einem lebendigen Mix aus dominikanischer Kultur, internationalem Einfluss und kreativer Energie. Trotz wachsender touristischer Infrastruktur hat sich der Ort eine Authentizität bewahrt, die ihn von vielen anderen Urlaubszielen unterscheidet. Es gibt keine Hochhäuser, sondern eine Bebauung im karibischen Stil; keine abgeschotteten Resorts, sondern offene Begegnungen mit Land und Leuten.
Die Geschichte von Las Terrenas ist auch die Geschichte von Begegnung und Wandel. Ein ehemals isoliertes Dorf hat sich geöffnet – ohne seine Seele zu verlieren. Wer heute durch die Straßen geht, hört Spanisch, Französisch, Italienisch und Englisch – und erlebt einen Ort, der von seiner Geschichte ebenso lebt wie von seiner Gegenwart.
Nizza der Karibik
Die Traumstrände von Las Terrenas sind nicht mehr nur den individuellen Rucksackreisenden und Aussteigern vorbehalten. Las Terrenas wächst stetig und unaufhaltsam. Die einen warten seit Jahren auf diesen ersehnten Fortschrittt, die anderen sehnen sich nach dem verträumten Fischerdorf zurück.
Über die ausgebaute Bergstraße von Sanchez und den Boulevard Atlantico ist Las Terrenas mit jeder Art von Fahrzeug schnell und sicher zu erreichen: Der tiefergelegte Porsche wird nicht durch Schlaglöcher beschädigt und auch der Lexus oder 500er Mercedes bleibt sauber, denn die High Society kann über gepflasterte Boulevards direkt bis an den Strand fahren.
Die nur noch zweistündige Anfahrt von Santo Domingo lockt am Wochenende auch den dominikanischen Mittelstand an die Traumstrände der Playa Coson, Playa Las Ballenas und an die Punta Popy. Ein buntes Miteinander von Familien mit Kindern, verliebten Paaren und Singles aller Nationalitäten.
Sport- und Kulturveranstaltungen finden fast wöchentlich statt. Strandmüde Urlaubsgäste können in den modernen Shoppingcentern einkaufen gehen, sich einen Hahnenkampf anschauen oder in einer gepflegten Bar eine Pina Colada trinken.
Auch das Nachtleben läßt keinerlei Wünsche offen. Feinschmecker-Restaurants, gemütliche Bars und Nobel-Diskotheken werden besucht, bevor man sich dann zum Übernachten in die eigene oder angemietete Luxusvilla oder ins Designhotel begibt.
Moderne Einkaufszentren und eine neue Klinik sind am entstehen. Das Ziel, Las Terrenas zum Nizza der Karibik zu machen, ist in greifbare Nähe gerückt.
Fazit
Las Terrenas ist ein Ort, der nie geplant wurde – sondern gewachsen ist. Seine Geschichte erzählt von Abgeschiedenheit und Aufbruch, von Tradition und Internationalität. In den Anekdoten der Bewohner, in den farbenfrohen Fassaden, in der Musik der Strandbars lebt ein Geist weiter, der Las Terrenas zu einem der faszinierendsten Orte der Dominikanischen Republik macht: ursprünglich, lebendig, offen – und mit einem unverwechselbaren Charakter.

